Die Österreicherinnen und Österreicher haben gesprochen, zwar laut und deutlich! In der Urlaubszeit zieht es viele zu unseren südlichen Nachbarn ans Meer, wobei folgender Satz wie das Amen im Gebet fällt: »Auf der ersten Tankstelle in Italien schmeckt der Espresso um Welten besser, als in fast jedem anderen Café in Wien!« Uns vom Vienna Coffee College beschäftigt die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher natürlich extrem, gerade dann, wenn es um Kaffee geht. Heute wollen wir deshalb mit diesem Thema kräftig aufräumen und ein wenig Licht in die Sache bringen!
Kaffeekultur vs. Kaffeehauskultur
Wenn man sich die Sichtweise eines internationalen Publikums in puncto Kaffee mal genauer ansieht, dann stellt man fest, dass wir in Österreich mit den Italienern eigentlich relativ gleich auf sind. Österreich hat einen sehr guten Ruf hinsichtlich Kaffee. Das hören wir auch immer wieder von Touristinnen und Touristen, die uns besuchen. Ist man aber hierzulande zuhause und kennt einige Wiener Cafés, dann kann man dieser Meinung oft herzlich wenig abgewinnen. Eher das Gegenteil ist oft der Fall. Aber woran liegt das? Nur wenigen ist das kleine aber wichtige Detail bekannt, dass Österreich eine sehr weit zurückreichende KaffeeHAUSkultur hat und Italien eine fast noch ältere KAFFEEkultur. Und genau dieser Unterschied hat massive Folgen für die Qualität, die schlussendlich in unserer Kaffeetasse landet! Österreich ist bekannt für die prunkvollen Kaffeehäuser, die in ehrwürdigen Gebäuden und exklusiven Lagen in Wien zahlreich zu finden sind. Dort wird extrem viel Wert auf wunderschöne Architektur, Einrichtung und Ambiente gelegt, das muss man neidlos anerkennen. Doch bei dem, was dann in einer Espressotasse an den Tisch serviert wird, da hört bei der Mehrheit der Kaffeehäuser die Qualität und Leidenschaft plötzlich auf. Ich denke, das haben wir alle schon das eine oder andere Mal erlebt! Anders sieht das in Italien aus. Dort ist man nämlich seit Generationen darum bemüht, den Geschmack des Kaffees in jeder Lokalität sehr hoch zu halten, was natürlich auch zu einem gewissen Druck der Cafés untereinander geführt hat. Man kann es sich einfach nicht leisten, schlechten Kaffee unter die Leute zu bringen, dann kannst du deinen Laden nämlich nach spätestens einen Monat gleich wieder zusperren! Der Fokus liegt eindeutig am schwarzen Gold, das mit überzeugender Leidenschaft von motivierten Baristas in die Tassen der Gäste gezaubert wird. Keine Sorge, unser Ziel ist es hier nicht, die Italienerinnen und Italiener in den Himmel zu heben, wir wollen einfach klarstellen, warum ein Espresso auf der ersten kleinen Tankstelle hinter der italienischen Grenze besser schmeckt, als in manchen Top-Adressen im 1. Wiener Gemeindebezirk.
»Barista« ist nicht umsonst ein Wort der Italienerinnen und Italiener
»Barista« bezeichnet in Italien eine Person, die hinter der Bar arbeitet, sozusagen ein(e) BarkeeperIn. Außerhalb Italiens hat sich der Begriff jedoch zum Synonym für eine Expertin bzw. einen Experten an der Kaffeemaschine entwickelt, die bzw. der sich perfekt mit Kaffeemaschine und Kaffeemühle auskennt (oder zumindest auskennen sollte). In Italien ist man sich dieser Verantwortung durchaus bewusst und jede(r) Mitarbeiter(in) ist sehr bemüht und verfügt über das nötige Wissen, um den Kaffeegeschmack immer hoch zu halten. Nicht nur wir in Österreich, sondern auch in vielen anderen Ländern, müssen aufpassen, dass die Berufsbezeichnung des Baristas durch eine fehlende Ausbildung des Personals in Cafés, was leider häufig der Fall ist, nicht abgewertet wird. Wir im Vienna Coffee College kämpfen gegen dieses Problem seit Jahren mit unseren gefragten Business Kursen an, in denen wir geprüfte Barista ausbilden und Kaffeehäuser, Restaurants und Hotels auf den neuesten und modernsten Stand bringen, was Kaffeequalität angeht.
Die Überheblichkeit heimischer Gastwirte und Cafés
In den meisten Fällen gelingt es uns, Gastronomiebetriebe von ihrem Verbesserungspotential zu überzeugen, aber es sind immer wieder Fälle dabei, da beißen sogar wir auf Granit (oder die gefühlt ebenso harte rohe Kaffeebohne). Denn wenn wir mit besten Intentionen auf Betriebe zugehen und als Antwort »Warum sollen wir mehr in Kaffeequalität und MitarbeiterInnen-Ausbildung investieren, denn die TouristInnen und Leute kommen ja ohnehin zu uns!« bekommen, dann müssen wir wohl bei diesen Spezialfällen einen anderen Weg finden. Und welcher Weg soll das sein? – Wir haben da einen Plan!
Wir müssen uns einfach mehr über schlechten Kaffee beschweren!
Wenn die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher anfängt, richtig guten Kaffee in kleinen Kaffeeröstereien und modernen Kaffeebars zu trinken, und dann bei hochnäsigen Cafés deren schlechte Qualität kritisiert, dann wird sich über kurz oder lang auch bei diesen etwas verändern. Denn dann spüren sie es in der Geldbörse und das schmerzt sie am meisten! Wenn also der Espresso nächstes Mal so aussieht und schmeckt, wie ein wässriger Verlängerter in einer Espressotasse, dann dürft ihr der Kellnerin bzw. dem Kellner gerne freundlich bitten, es noch einmal zu probieren und beim zweiten Misserfolg in Folge auch gerne Kritik anbringen, sofern es angebracht ist. Nur so wird sich etwas ändern, so viel ist klar!
Wo gehen die Kaffee-Trends in Zukunft hin?
Wir sehen einen starken Aufwärtstrend im Kaffee allgemein über die letzten Jahre, was allen nur positiv zugute kommen kann. Das Bewusstsein über Kaffee und Lebensmittel generell steigt rasend schnell an, was wir in dieser Form vor vielen Jahren zum Beispiel auch beim Wein beobachten konnten. Diesen Stellenwert, den die Weinkultur heutzutage besitzt, davon kann die Kaffeebranche nur träumen. Wir sind aber stets bemüht, mit unseren Kursen für PrivatkundInnen und für die Gastronomie unseren Teil dazu beizutragen, sodass in naher Zukunft die Frage »Was ist denn das Ursprungsland und die geschmackliche Eigenschaft dieses Kaffees?« zur Standard-Frage in jedem Café in Österreich gehört!
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